Netzhaut
Interaktive Fassadeninstallation
Ars Electronica Center (AEC) in Linz, Österreich
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Christian Möller/ Joachim Sauter
Der umlaufende zweigeschossige Fassadenteil des Gebäudes besteht in seiner Oberfläche aus großformatigen, transluzenten Glastafeln. Bei Tage erscheint die Netzhautfassade als ein geschlossenes Brüstungselement aus grünlich-weißem Glas. In den Abend- und Nachtstunden dient die opake Glasverkleidung als Projektionsfläche.
Konzeptskizze
Alle an weltweite Computernetze angeschlossenen Benutzer werden über verschiedene Internetdienste, z.B. News oder E-Mail aufgefordert, Bilddaten über das Netz an das AEC zu schicken. Das AEC-Rechnernetzwerk empfängt und sammelt diese Objektdaten. Die so empfangenen Bilddaten werden dann ihrer geografischen Herkunft entsprechend auf einer „virtuellen Weltkugel“ aufgestellt.
Sowohl statische, als auch bewegte Bilder werden auf senkrecht zur Weltkugel stehende Flächen, sogenannte „bilboards“ aufgetragen. Diese „virtuellen Schilder“ wenden sich beim Überfliegen oder Durchschreiten immer dem Betrachter zu. Da Bewegtbildsequenzen auch Ton enthalten können, wird mit dem Anwachsen der eingehenden Sequenzen auch eine Tonebene entstehen. Durch Annäherung an die einzelnen Objekte wird die jeweilige Tonebene verständlich.
Schnittskizze
Mit Hilfe einer in den Boden eingelassenen, nach den Prinzipien eines Trackballs gelagerten Weltkugel, genannt „Earthtracker“, kann die projizierte virtuelle Weltkugel bewegt werden. Der Earthtracker dient den Besuchern als Interface, um in der beschriebenen virtuellen Welt navigieren zu können. Neben der Bewegungsgeschwindigkeit und der Bewegungsrichtung, die durch das Drehen der Kugel gesteuert wird, können an einem an eine Breitengradskala erinnernden Bügel die Blickhöhe (durch Ziehen nach oben und Drücken nach unten) sowie die Blickrichtung (durch Drehen am Bügelgriff) verändert werden.
Neben der auf die Stirnfassade projizierten virtuellen Netzwelt beeinflußt der Earthtracker auch die Textur einer Lichtinstallation entlang der beiden Längsfassaden des Gebäudes.
Projektionsprinzip
Über bewegliche, über den Earthtracker interaktiv gesteuerte Umlenkspiegel werden Laserstrahlen parallel zur Außenhaut projiziert, die sich in Form eines weißlich-grünen Strichmusters auf dem transluzenten Glas des Brüstungselements durchzeichnen. Ein das gesamte Brüstungselement umschließender Randstreifen, bestehend aus einem nach innen gerichteten Oberflächenspiegel, reflektiert den auftreffenden Strahl, bis dieser sich durch allmähliche Abnahme seiner Lichtintensität verliert. Der interaktiv veränderbare Abstrahlwinkel des auf einem Schrittmotor befestigten Umlenkspiegels bewegt sich in einem Bereich von 0 - 45 Grad.
Funktionsmodell ohne Glaspaneele
Funktionsmodell mit Glaspaneele
Je kleiner der Winkel, desto engmaschiger ist die an eine Wireframezeichnung erinnernde Liniengrafik auf der Fassade. Auf diese Weise entsteht eine interaktive, schnell veränderliche Fassadentextur von unterschiedlicher Strichdichte.
Bleibt über einen längeren Zeitraum der Earthtracker unbewegt, wird das Laserspiegelsystem über die Auslastung oder die Schwankungen des AEC-Netzwerk Traffics gesteuert.
Programmierung:
Daniel Schitt, Sven Thöne
Lasertechnik:
Hartmut Florin
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